In den meisten Sprachen kann man die passive Form eines Satzes benutzen, um den Ausführenden unerwähnt zu lassen. Dabei wird das direkte Objekt des aktiven Satzes zum Subjekt des passiven:
Aktiv: "Das Jugendamt nimmt dir den Sohn weg"
Passiv: "Der Sohn wird dir (durch das Jugendamt) weggenommen"
Dabei verwandelt sich der Akkusativ des direkten Objekts - "den Sohn" -
in einen Nominativ - "der Sohn" - durch Benutzung des Hilfsverbs "werden"
Ein indirektes Objekt kann man auf diese Weise nicht zum Subjekt machen.
Die deutsche Umgangssprache kennt jedoch eine Art Indirekt-Passiv.
Sie bedient sich dazu der Verben "bekommen" oder "kriegen" als Hilfsverben.
In dieser Konstruktion wird das indirekte Objekt im Dativ - "dir" -
zu einem Subjekt im Nominativ - "du":
Aktiv: "das Jugendamt nimmt dir den Sohn weg"
Indirekt-Passiv: "Du kriegst (durch das Jugendamt) den Sohn weggenommen"
In Google kann man die Häufigkeit dieser Konstruktion erkennen, aber sie wird häufiger gesprochen als geschrieben:
Indirekt-Passiv: "weggenommen bekommen" (12 200 Google-Hits)
Passiv: "wurde weggenommen" (3 840 Google-Hits)
Dieser Zusammenhang wird auch in folgenden Artikeln erläutert, häufig mit dem Begriff "Bekommen-Passiv":
http://hypermedia.ids-mannheim.de/call/public/fragen.ansicht?v_id=93
Forschungsberichte des Instituts für deutsche Sprache
http://www.deutschegrammatik20.de/passiv/passiversatz-bekommen-gehoeren/
Leirbukt, Oddleif: "Untersuchungen zum Bekommen-Passiv im heutigen Deutsch"
Ich kenne etliche vergleichbare Konstruktionen in anderen Sprachen.
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